Das Leben im Mittelalter

Gelesenes | 4. September 2018

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Fossier, Leben im Mittelalter

Das Buch betrachtet ausschließlich die Lebensrealität der einfachen Menschen im Mittelalter. Von der Geburt bis zum Tod. Essen, Wohnen, Arbeit, fast kein Bereich wird ausgelassen. Die ansonsten so etablierten Geschichtsthemen wie Kaiser, Könige, Kriege und sonstige Katastrophen bleiben außen vor. (Robert Fossier, Verlag Piper)

Das Leben im Mittelalter

Sehr detailreich beschreibt Fossier konsequent die Lebensrealität der einfachen Menschen (fast immer sind seine Beispiele Franzosen). Er hat sich die Beschreibung der Lebensumstände durchschnittlicher Zeitgenossen, unter Aussparung sämtlicher hierarchisch besser gestellter Personen, zum Inhalt seines Buches gemacht. Mit dieser Fokussierung auf Bereiche wie Unterbringung, Familie, Tiere, Arbeit, Agrartechniken, Natur, Verhältnis der Geschlechter, Krankheiten, Kinder, Rechtssprechung, Umgang mit dem Alter, Wetter und andere öffnet sich ein breites und anschauliches Spektrum einer völlig zu unrecht als primitiv und finster verunglimpften Epoche.

Er hangelt sich dabei am Lebensweg des Menschen entlang, von der Geburt bis zum Tod werden alle Aspekte des Lebens im Mittelalter beschrieben. Genauso sachkundig wird die Umwelt der Menschen erläutert. Vom Haus über Nutzpflanzen und -tiere bis hin zu Flüssen, dem Wald und dem Meer. Lebendig und voller Überraschungen gestaltet sich so die Reise durch die Lebenswelten der damaligen Bevölkerung.

Für mich z.B. neu dabei, die Anmerkung Fossiers, dass der Wald in Mitteleuropa nicht die Dichte hatte, von der stets ausgegangen wird. Etwas schwach und stark auf Vermutungen aufgebaut erschien mir z.B. die Beschreibung der Umwelt Meer. Diese Umwelt betrachtet Fossier praktisch nur aus dem Blickwinkel der Landmenschen, der Marschbauern und der Küstenfischer.

Die Bereiche Politik und Krieg läßt Fossier hingegen völlig außen vor. Eine explizite Erklärung hierzu gibt er nicht. Alles in allem ein sehr informatives und unterhaltsames Buch; was will man mehr! Man kann es quer lesen oder für Wochen beiseite legen und wieder zur Hand legen. Fossier nimmt einen sofort wieder bei der Hand. (»Ein Meisterwerk«, Süddeutsche Zeitung)


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