»Winnetou ist an allem schuld«, so beginnt Thomas Jeier sein Buch. Seine »Geschichte der Indianer« ist das Ergebnis einer langjährigen Beschäftigung sowie zahlreicher Begegnungen mit den Nachfahren der amerikanischen Ureinwohnern. Entsprechend gehaltvoll und differenziert ist das Buch ausgefallen. (Thomas Jeier, Deutsche Verlagsanstalt)
Indianer: Das klingt nach Freiheit, Prärie, Büffeljagd und Lagerfeuer. Bis der weiße Mann kam und alles kaputt machte. Nach wie vor prägen solche Bilder die in Europa geläufigen Vorstellungen über die ersten Bewohner Nordamerikas. Doch wie lebten die Ureinwohner des Kontinents wirklich, wie begegneten sie sich untereinander und was sind die Probleme eines Nachfahren dieser Völker heute? Jeier beschreibt die »Indianer« als das, was sie waren, eine Vielzahl individueller Völker mit je eigener Kultur und mit eigenen Wertesystemen.
In zehn anschaulich beschriebenen Kapiteln geht Jeier auf mannigfaltige Aspekte der Native Americans ein und präsentiert so ein historisches Panorama, das von den mythologischen Anfängen bis zum gegenwärtigen Reservatselend der Indianer reicht. Er schreibt gegen die bis heute betriebene Romantisierung der Native Americans an: Sie seien keinesweges als die »edlen Wilden« zu betrachten, die bis zum Eindringen der Europäer als friedliebende Naturkinder mit ihrer Umwelt und ihren Nachbarn in Einklang gelebt hätten. Jeier verschweigt weder die teils rigorose soziale Ordnung mancher Völker noch die moderne Gesellschaft des Irokesenbundes, die als ein Vorläufer der amerikanischen Verfassung bezeichnet werden kann.
Das Buch befasst sich auch mit der Unterdrückung und der bis heute andauernden Marginalisierung der indigenen Bevölkerung durch die europäischen Einwanderer und ihrer Nachfahren und er geht mit schonungsloser Akribie auf die krassen und über Jahrhunderte wiederkehrenden Massaker an den Ureinwohnern durch die Weißen ein.
