Zwischen Hafen und Horizont: Weltgeschichte der Meere

Gelesenes | 17. September 2018

Das Buch bietet in zehn Kapitel einen Überblick über mehr als 3000 Jahre Weltgeschichte der Meere. Er schildert die Auseinandersetzung des Menschen mit den Herausforderungen und Gefahren der Ozeane und zeigt die Möglichkeiten, die sie uns eröffnen. (Michael North, Verlag C.H. Beck)

North beschäftigt sich mit den verschiedenen Rollen des Meeres: Dem Austausch von materiellen und immateriellen Gütern sowie der Migration von Menschen. Zudem war und ist das Meer Quelle für tierische Ressourcen, es ist Lebensgrundlage, Transportweg, Kriegsschauplatz, Sehnsuchts- und Erinnerungsort.

Beginnend mit der Besiedlung Kretas und Zyperns im Mittelmeer und der späteren von Griechenland ausgehenden Kolonisation zeigt North die Rolle des Mittelmeeres in der Antike und die spätere Verbindung zwischen Nord- und Ostsee und dem Schwarzen Meer durch die Wikinger. Diese erreichten über Island und Grönland auch Amerika.

Der nächste Schauplatz des Buches sind das Rote Meer, die Arabische See und das Südchinesische Meer. Anfangs noch abgekoppelt vom europäischen Markt entwickelte sich hier ein riesiges Handelsnetz, in das später die Europäer vehement einbrachen. Bald wurde mit dem Vormarsch der Muslime nach Europa auch das Mittelmeer einbezogen und wurde zum Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen religiös geprägten Gruppen.

Ein weiteres Kapitel ist Nord- und Ostsee gewidmet, wo die Hanse eine bedeutende Rolle spielte. Als dann die Europäer selbst nach Indien segelten und in den Gewürzhandel einstiegen, wurde der Indische Ozean zur Drehscheibe des internationalen Gewürzhandels. Bald darauf gewann der Atlantik an Bedeutung, nachdem Kolumbus den Weg nach Amerika gefunden hatte. Über den Atlantik wurden Zucker, Silber, Gold, Sklaven, Pelze transportiert. Es bildeten sich neue politische Großmächte, die Seewege beherrschten, Handelsrouten kontrollierten und bald auch den Pazifik in das weltumspannende Netz für den Transport von Gütern und Menschen einbezogen.

Seefahrt bedeutet aber nicht nur Handel und Migration. Spezielle Berufsbilder entwickelten sich: Matrosen, Bootsbauer, Piraten. Ebenso entwickelte sich die Technik: vom Segelschiff zum Dampfboot. Auf alle diese Aspekte geht der Autor ein und er beschreibt weitere, wie die Kommunikationsrevolution: Unterwassertelegrafenkabel waren im 19. Jahrhundert so wichtig wie heute Satelliten. Neben großen Mengen an Waren, Öl, oder Passagieren auf Kreuzfahrtschiffen fuhren und fahren viele Flüchtlinge über die Meere: Boatpeople, Auswanderer von Europa nach Amerika, Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland, Flüchtlinge aus Kuba, Afrika…

»Auf über 300 Seiten entwickelt der außerordentlich belesene Historiker faktenreich und allgemeinverständlich seine erdumspannende Geschichte.« Ostsee-Zeitung, 9. September 2016