Wir amüsieren uns zu Tode

Gelesenes | 22. August 2009

Postmans These lautet, dass die Medien zunehmend nicht nur bestimmen, was wir kennenlernen und erleben, welche Erfahrungen wir sammeln, wie wir Wissen ausbilden, sondern auch, was und wie wir denken, was und wie wir empfinden, ja, was wir von uns selbst und voneinander halten sollen. (Neil Postman, Verlag Fischer)

Postman (1931-2003) hält unserer Unterhaltungsgesellschaft den Spiegel vor, indem er den Einfluss des Fernsehens auf unsere Kultur beleuchtet. Seine Bedenken richten sich weniger auf den Inhalt von Sendungen, sondern auf die Tatsache, dass alles und jeder, der im TV um Beachtung (also um Quote, also um finanziellen Gewinn, also um Existenz) kämpft, sich massentauglich präsentieren muss.

Problem ist, dass der Zuschauer nur noch als Konsument wahrgenommen wird und sich bereitwillig übertölpeln lässt, ohne zu merken wie oberflächlich und gesteuert die Botschaften (bis hin zu den scheinbar so soliden Nachrichtensendungen) eigentlich sind, die man ihm zu vermitteln sucht. Terroranschläge, Geiselnahmen und andere Katastrophen werden, zwischen Bier und Kräcker, mit einer Routine und Gefühlskälte zur Kenntnis genommen, die erschreckend ist, während der nächste Werbespot nicht weit ist.

Eine verblödete und konsumgesteuerte Spaßgesellschaft ist die Folge. Auch wenn sich der Autor nicht ganz von Polemik freimachen kann, ein wunderbares Buch zur Selbstrefelxion, das auch 25 Jahre nach seinem Erscheinen, wegen seiner universellen Botschaft nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

»Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.« Neil Postman