Mayflower

Gelesenes | 13. Mai 2009

Die Pilgerväter gehören zum Gründungsmythos der weißen, religiös geprägten USA. Wer an der Ostküste seinen Stammbaum bis zu ihnen zurückverfolgen kann, gehört dort zur Elite der Gesellschaft. Wer sich für die Wurzeln dieser Gesellschaft interessiert und fast ganz an den Anfang der Besiedlung der späteren USA durch die Weißen gehen möchte, ist bei Philbrick wirklich gut aufgehoben. (Nathaniel Philbrick, Karl Blessing Verlag)

Er erzählt in sachlichen, jedoch sehr spannenden Stil, das Aufeinandertreffen der sog. Pilgerväter mit den Einwohner des Landes. Er räumt mit der Legende auf, es sei damals, Anno 1620 und die folgenden Jahre, alles in Ordnung gewesen zwischen Europäern und Amerikanern. Deutlich zeigt er auf, wie die weißen Migranten von einer freundlichen, weil abhängigen, zu einer arroganten weil erfolgreichen und dann feindlichen Haltung gegenüber der amerikanischen Bevölkerung kamen. Die zu Anfang friedliche Koexistenz schlägt nach 50 Jahren in Haß und Gewalt um. Eine Entwicklung, die letztendlich symptomatisch für den Verlauf der weiteren Entwicklung der USA bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde.

Für mich ein durchweg lesenswertes Buch, das die ersten fünfzig Jahre in der Entwicklung der späteren USA detailreich und spannend beleuchtet. Es zeigt auf, dass schon 100 Jahre vor der Unabhängigkeitserklärung der erste grausame Krieg, der sog. King Phillip's War alle Elemente in sich vereinte, die die weiße US-amerikanische Nation prägt: Rassenzugehörigkeit, religiöser Fanatismus, Gewaltbereitschaft und die rücksichtslose Durchsetzung ökonomischer Interessen.