An der Biegung des großen Flusses

Gelesenes | 11. Juli 2009

Salim, einen indischen Kaufmannssohn verschlägt es von der Ostküste Afrikas in einen kürzlich unabhängig gewordenen zentralafrikanischen Staat. An der Biegung des großen Flusses baut er sich eine Existenz auf. (V. S. Naipaul, Verlag List)

Naipauls legendärer Afrikaroman führt mitten ins Herz des schwarzen Kontinents, in ein Land, aus dem die Kolonialmacht gerade abgezogen ist. Die Geschichte steht bei diesem Buch nicht im Vordergrund und sie ist wenig spannend. Vielmehr sind es die interessanten Charaktere und deren Interaktion und Lebenswege sowie das beeindruckende Sittengemälde eines zerrissenen Afrikas, welche den Leser fesseln und bis zur letzten Seite nicht mehr loslassen. Mal amüsant, mal wieder traurig, aber immer charmant entführt V.S. Naipaul den Leser in diese für uns Mitteleuropäer fremde und seltsame Welt, die auf so vielen Ebenen doch der unseren gleicht. In diesen Augenblicken, in denen man die Parallelen der menschlichen Verhaltensweisen auch in vollkommen unterschiedlichen Situationen erkennen kann, entfaltet der Roman seine ganze Kraft. Vor allem die stets präsenten Gegensätze zwischen Schein und Sein, die der Autor gnadenlos präsentiert und analysiert, machen einen großen Reiz aus. Eines der Bücher, das man mit auf die berühmte Insel nehmen kann.