Ein Yankee aus Connecticut an König Artus' Hof

Gelesenes | 14. Oktober 2017

Der Yankee Hank Morgan erhält einen Schlag auf den Kopf. Als er wieder erwacht befindet er sich plötzlich im tiefsten Mittelalter. Zuerst wähnt er sich in einer Irrenanstalt, doch dann kann nur knapp der Todesstrafe entgehen. (Mark Twain, Deutscher Taschenbuch Verlag)

Eine Geschichte, der ich in früher Jugend wohl in Form eines Comics oder eines Films begegnet bin. Auf jeden Fall verspricht das Buch kurzweiliges Lesevergnügen. Zeitreiseromane sind ja meist unterhaltsam durch die Verwicklungen und Probleme der Zeitreisenden und ihrer Handlungen. Und alleine die Tatsache, dass Hank Morgan als echter Yankee eine sehr starke Abneigung gegen alles Adlige und Klerikale hat, gibt zumindest Anlass zur Hoffnung.

Dieses Buch mag ein Klassiker sein, aber ich fand es dann irgendwann langweilig. Die Geschichte ist im Grunde hanebüchen. Mark Twain spöttelt über den damaligen Aberglauben und den Zauberer Merlin, den er als intriganten Schmierenkomödianten entlarvt. Er lässt seinen Yankee - der bald zum »Sir Boss« aufsteigt - die Ritter mit Werbetafeln behängt durch die Gegend reiten (obwohl zur damaligen Zeit nur Mönche lesen konnten). Er baut ein weit verzweigtes, verborgenes, geheimes Netz aus Universitäten, Militärakademien, Fabriken, Bergwerken und Werkstätten auf und verlegt Telefonkabel. Nur wie er das macht, erfährt der Leser nicht. Das ist auf einmal alles da. Obwohl das, mit all seinen Problemen und Stolpersteinen, doch erst so richtig einen Zeitreiseroman ausmacht. Stattdessen diskutiert er Wirtschaftstheorien, Steuersysteme, Budgets. Er vergleicht die sozialen Systeme und kommt zu dem Schluss, dass die USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts dem Britannien des 4. Jahrhunderts überlegen waren ... Glückwunsch.

Es machte nicht wirklich das erwartete Vergnügen und ich musste mich immer wieder zwingen weiter zu lesen, in der Hoffnung, dass es noch spannend wird. Dazu noch ellenlange, langweilige und sinnlose Schachtelsätze. Das Buch ist natürlich eine reine Satire, geschrieben von einem Yankee aus Florida. Wer den Inhalt als das begreift, was er ist, wird nicht allzu sehr enttäuscht sein.

»Mark Twain ist der bei weitem bedeutendste amerikanische Schriftsteller.« (George Bernhard Shaw)