Nur zum Vergnügen

MGB | 29. Dezember 2016

Nach 15 Jahren privater automobiler Abstinenz wurde es Zeit, wieder den Luxus ständiger Mobilität zu genießen. Einen Ausflug nicht lange vorher planen zu müssen, einfach in das bereitstehende Auto einzusteigen und loszufahren soll wieder Alltag sein.

Und weil moderne Fahrzeuge hässlich sind und eher einer rollenden Jukebox als einem Auto gleichen, wird es ein Gebrauchtwagen. Ein ziemlich gebrauchter Wagen. Ein Oldtimer. Noch dazu ein Cabrio. Ein Auto nur so zum Vergnügen. Nach langer Überlegung, und gründend auf Kriterien, die nicht immer logisch nachvollziehbar sind, kamen zwei Modelle in die engere Auswahl: Der deutsche VW-Porsche 914 und der britische MG MGB.

Die Qual der Wahl

Der 914 sollte eine europäische Auslieferung sein. Die Modelle, die in die USA geliefert wurden und nun auf den europäischen Markt zurückkommen, sehen mit ihren überdimensionierten Stoßfängern wenig elegant aus. Die Motorisierung sollte ein 2.0 Liter mit 100 PS sein. Der sicherlich interessantere 914/6 mit Sechszylindermotor und 110 PS wurde wesentlich seltener gebaut und kam wegen des hohen Preises nicht in Frage. Ebenso der am häufigsten gebaute 914/4 mit 1.7 Liter und 80 PS. Dieses Modell erschien mir etwas untermotorisiert. Als Lackierung hätten mir Gelb oder Orange gefallen. Beide Farben sehen an diesem Auto sehr gut aus und wären ein echter Kontrast im heute üblichen grauen Einerlei auf den Straßen. Für den Porsche sprachen die deutsche Verarbeitungsqualität das moderne Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorne und hinten sowie Scheibenbremsen an allen vier Rädern und natürlich das Targa-Dach das leicht abzunehmen ist.

Der MGB kam nur als Cabrio in Frage. Bei der Motorisierung gibt es kaum Auswahl. Es gibt ihn bis Baujahr 1971 als 1.8 Liter mit 96 PS. Neuere Modelle haben mit anderen Vergasern nur noch 82 PS, neuere US-Modelle gar nur 65 PS. Die älteren Modelle haben eine 3fach, die neueren Modelle eine 5fach gelagerter Kurbelwelle. Die älteren Getriebe sind in den ersten zwei Gängen nicht synchronisiert. Außerdem gibt es einen sogenannten Overdrive - also eine zusätzliche Übersetzung für den dritten und vierten Gang. Der MGB hat vorne Einzelradaufhängung mit Scheibenbremsen. Hinten tut eine archaische Starrachse mit Blattfedern und Trommelbremsen ihren Dienst. Das Verdeck unterscheidet sich je nach Baujahr. Bei den älteren Modellen muss Verdeck inklusive Gestänge vollständig abgebaut und (irgendwo) verstaut werden (Pack-away). Bei den neueren Modellen ist das Gestänge am Auto montiert, es wird mit dem Verdeck gefaltet und im Raum hinter den Sitzen verstaut. Beides hat Vor- und Nachteile. Als Farbe musste es das klassische British Racing Green oder das ebenso klassische Old English White sein.

Nach viel Recherche und Preisvergleich wurde der Porsche aus der Konkurrenz genommen. Die Anschaffungskosten für Porsches sind in 2016 jenseits vernünftiger Maßstäbe und die Wartungs- und Ersatzteilkosten sind bei dieser Marke grundsätzlich sehr hoch. Damit blieb der klassische britische MGB übrig.

Auf dem Weg zum eigenen Auto

Es haben genügend MGBs überlebt. Das Angebot ist breit gefächert und reicht von € 500 bis € 50.000. In Deutschland! Nicht in Österreich! Ein sehr schönes Exemplar steht in Bonn. Der Verkäufer kann aber nur mittwochmorgens ... ist also gewillt zu verkaufen, aber halt nur mittwochmorgens ... Ein weiteres schönes Exemplar steht in Chemnitz. Das ist praktisch: Wir planen einen Aufenthalt dort, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen. Leider will der Verkäufer auch hier nicht wirklich das Interesse des Käufers durch Engagement seinerseits unterstützen. Schließlich lande ich bei einem Angebot in Lüneburg.