Meine fünf Alben des Jahres 2020

Audio | 15. Dezember 2020

Aus den vielen Neuerwerbungen des Jahres 2020 eine Auswahl der fünf besten Alben zusammenzustellen ist keine leichte Übung. Das Ergebnis ist eine rein subjektive Liste die morgen schon anders aussehen könnte. Es handelt sich ausnahmslos um Schallplatten und die Listung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge.

BAP: Alles fließt

BAP: Alles fließt

Seit »BAP für usszeschnigge« (1981) gehören die Alben der Gruppe (inkl. Niedeckens Solowerken) zu den fixen Investitionen in meiner Sammlung. Auch dieses, 20. Studioalbum von BAP, die wohl mittlerweile »Niedeckens BAP« heißen, enttäuscht nicht. Es ist solider (Kölsch-)Rock, man fühlt sich manchmal auf wunderbare Weise zurückversetzt in die Achtzigerjahre, was ja nicht schlecht sein muss. Stilistisch legt BAP eine ungewohnte Vielfalt an den Tag. Meine Favoriten sind »Ruhe vor dem Sturm« (harte Musik und harte Worte gegen rechte Ideologien, in einer Linie mit »Kristallnaach«), »Huh die Gläser, huh dieTasse« (eine beschwingte Hymne auf die, »die och für andere do sinn«) und »Jenau jesaat: Op Odyssee«, das die Geschichte der Band in 4:15 erzählt.

Bob Dylan: Rough and Rowdy Ways

Bob Dylan: Rough and Rowdy Ways

Mit 78 Jahren hat Bob Dylan sein 39. Studioalbum veröffentlicht. Seine Musik ist sehr repetitiv, es gibt häufig eine Akkordfolge, die sich stets wiederholt und im Ohr des geneigten Zuhörers festsetzt. Und Dylan erzählt hierzu seine Geschichten. Dieses Album ist sehr textlastig. Man darf sich fragen, ob es ein Album gibt, auf dem mehr erzählt wird, als auf diesem. Dylan ist offensichtlich nicht umsonst Inhaber des Nobelpreises für Literatur. Es sind mehr die Atmosphäre und die Stimmungen, die Bob Dylan mit seiner Musik in Kombination zu seiner Stimme erzeugt und die jederzeit fesselnd klingen. Die Rezensionen überschlagen sich: Meisterwerk, furioses Spätwerk, Geniestreich, erhabenes Werk, Klassiker, … Ich schließe mich dem wortlos an. Einziger Kritikpunkt: gefütterte Innenhüllen anstatt dieser grässlichen Pappdinger und ein Booklet mit den Texten zum Nachlesen wären schön gewesen.

Laura Marling: Songs for our Daughter

Laura Marling: Songs for our Daughter

Laura Marling könnte man durchaus mit der genialen Aimee Mann verwechseln. Rezensionen nennen sie »die beste Songschreiberin ihrer Generation«. Mit ihrem siebten Album ist ihr - wieder mal - ein großer Wurf gelungen, voller Verweise auf Größen wie Leonard Cohen und Joni Mitchell oder eben der bereits erwähnten Aimee Mann. Den kunstvoll von Marling ausgelegten Zitatfährten muss man aber nicht folgen, um sich von ihren Liedern verzaubern zu lassen.

Sarah Lesch: Der Einsamkeit zum Trotze

Sarah Lesch: Der Einsamkeit zum Trotze

Nach der 2019er EP »Den Einsamen zum Troste« auf der Sarah Lesch Titel einiger ihrer musikalischen Vorbilder interpretiert, so z.B. »Die Freiheit« von Georg Danzer, kommt das neue Album mit zwölf Perlen deutscher Liedkunst daher. Diese Eigenkompositionen widmen sich den verschiedensten Facetten der Einsamkeit, mal als trauriges, mal als Freiheit bringendes Element. Die Künstlerin erzählt dabei ihre Geschichten mal ernst, mal lustig, mal zurückhaltend und mal überzeichnet, aber immer treffend. Ein wunderschönes Stück Musik!

John Williams & Wiener Philharmoniker: John Williams in Vienna

John Williams & Wiener Philharmoniker: John Williams in Vienna

Der 80-jährige Filmkomponist John Williams reist mit seinen Klassikern im Gepäck nach Wien und lässt es nochmal so richtig krachen! Vom Album gibt es mehrere Varianten. Die Doppel-LP kommt ohne Live-Erlebnis, also ohne Publikum und ohne Moderation des Komponisten aus. Wenn man gerne auf Hüsteln und ungeduldigen Applaus verzichtet, muss das nicht das schlechteste sein. Musik, Darbietung, Pressung und Klang sind über jeden Zweifel erhaben und dies ist ein Album, welches man gerne einmal lauter als laut hört.

Und weil bald Weihnachten ist …

Es ist immer ein Kreuz mit der Weihnachtsmusik. Bachs Weihnachtsoratorium ist zu diesem Anlass fixer Bestandteil des Programms, wunderschöne Musik, aber es fördert doch ein wenig die Schwermut. Unterhaltsame - und gute! Interpretationen des Genres muss man suchen. Dieses Jahr fand ich Jamie Cullums »The Pianoman at Christmas«, ein Album mit zwölf weihnachtlichen Jazznummern, die richtig Spaß machen.