Meine fünf Alben des Jahres 2021

Audio | 10. Dezember 2021

Dies ist eine subjektive Auswahl aus den Neuerwerbungen des Jahres. Die Auswahl aus der Fülle sehr guter Alben ist schwer, es könnten auch zehn oder 25 Alben gelistet sein. Bei den genannten Alben handelt es sich (fast) ausnahmslos um Schallplatten und die Reihenfolge der Nennung ist alphabetisch und keine Wertung.

Jaubi: Nafs at Peace

Asticmatic Records, 2021

Jaubi: Nafs at Peace

Jazz, Soul und Traditionelles aus Pakistan. Wunderschön! Niemals in meinen kühnsten Träumen hätte ich gedacht, dass ich ein pakistanisches Jazzalbum als eines meiner Lieblingsalben des Jahres haben würde, aber, et voilà, hier ist es. »Nafs at Peace« ist das erste Album des Quartetts aus Pakistan und ähnlich wie z.B. Pharaoh Sanders »Promises« verbindet das Album spirituellen Jazz mit Elementen der elektronischen Musik und der Kammermusik. Dies ist wirklich ein unverzichtbares Jazzalbum des Jahres 2021.

Tom Jones: Surrounded by Time

EMI, 2021 (Doppel-LP)

Tom Jones: Surrounded by Time

Richtig gelesen: Tom Jones! In den letzten 20 Jahren hat sich Tom Jones weiterentwickelt. Der Sänger ist bei seinem 42. Album und trotz seiner 80 Lebensjahre voll auf der Höhe. Die zwölf Titel bieten stilistische Vielfalt: Ambient, Gospel, Blues, bis hin zu Rock und Avantgarde. Mein Favorit ist »Talking Reality Television Blues« in dem der Sänger süffisantes Trump-Bashing betreibt. Wäre er nicht schon zum Ritter geschlagen …

Omer Klein: Personal Belongings

Warner Music, 2021

Omer Klein: Personal Belongings

Seit »Yemen« (Album »Fearless Friday« 2015) habe ich kein Album dieses famosen Jazzers aus dem schönen Israel verpasst und ich wurde wieder nicht enttäuscht! Auf „Personal Belongings“ wechseln sich Solonummern des klassisch ausgebildeten Pianisten mit Titeln ab, die er mit seinen Trio-Kollegen Haggai Cohen (Schlagzeug) und Amir Bresler (Kontrabass) spielt. Alle Titel sind bestens, die Titel im Trio sind jedoch noch etwas besser als die Solonummern. »Baghdad Blues« und »Shake it« sind meine Favoriten. Alleine die Interpretation von »What a Wonderful World« fällt nach meinen Geschmack etwas ab.

Parzival: David - The Hymn

Olivier Music, 2021

Parzival: David - The Hymn

Etwas außer Konkurrenz - weil auf Schallplatte leider, leider nicht erhältlich - ist dieses Album. Die Gruppe Parzival ist heute weitgehend unbekannt. Ihre Alben »Legend« und »BaRock« von 1972 bzw. 1973 waren Höhepunkte des sog. Krautrocks. Fast 50 (!) Jahre später bringt die Gruppe dieses neue fantastische Album heraus. Die insgesamt 23 Titel sind eine Mischung aus Rock bzw. Artrock, Folk und World. Das Album kann vollständig durchgehört werden ohne dass der Wunsch nach einer anderen Scheibe aufkommen würde. Der Klang ist ausgezeichnet, die Dynamik bei manchem Titel extrem, man merkt, dass an der Produktion über 200 Personen beteiligt waren (u.a. das Deutsche Filmorchester Babelsberg, Trommler-Ensembles von der Elfenbeinküste und aus Benin sowie ein stimmenstarker multinationaler Chor).

Hannes Ringlstetter - Heile Welt

FAME Recordings, 2021

Parzival: David - The Hymn

Hannes Ringlstetter ist das, was man ein Multitalent nennt. Er ist Kabarettist, Komiker, Schauspieler, TV-Moderator und Buchautor. Und er ist Musiker. In dieser Rolle hat er bereits elf Alben veröffentlicht. Wie der Titel des aktuellen Albums erahnen lässt, dreht sich manches Lied um die sog. Heile Welt in Ringlstetters Heimat Niederbayern. Die Lieder geben Einblicke in diese Welt und in Ringlstetters Leben; manchmal melancholisch, manchmal spöttisch und manchmal kritisch. Dazu spielt eine erstklassig aufgelegte Band. Nicht Grönemeyer, nicht Niedecken, sondern ganz eigen Ringlstetter und eine sehr schöne Überraschung!

Und weil bald Weihnachten ist …

Populäre Weihnachtsmusik - abseits von Bach und Beethoven - ist eine sehr kitschige Sache. Dankenswerterweise finden sich immer wieder Menschen, die die populären Titel dieses Genres zu interpretieren wissen. In diesem Jahr waren dies für mich zwei Alben: Till Brönners »Christmas« und »First Noel« von Ibrahim Maalouf. Insbesondere dem Libanesen Ibrahim Maalouf gelingt es, Gassenhauer wie »Winter Wonderland« oder »White Christmas« in dezente Jazz-Nummern ohne den üblichen Schmalz und Kitsch zu verwandeln. Till Brönner ist da für meinen Geschmack leider manchmal etwas zu nah am Original.