St. Ives

Gelesenes | 21. Oktober 2021

St. Ives gerät 1813 in britische Kriegsgefangenschaft. Er verliebt sich in eine Schottin und er bekommt Besuch vom Anwalt seines Onkels. Die bereits geplante Flucht verläuft nun ganz anders als ursprünglich geplant. Von Andreas Nohl erstmals ins Deutsche übersetzt und herausgebracht. (Robert Louis Stevenson und Arthur Quiller-Couch, Hanser Verlag)

Anne de Kéroual de St. Yves gehört dem französischen Adel an. Seine Eltern wurden Opfer der Französischen Revolution. Er selbst wuchs bei Verwandten auf, die aber selbst recht bald das Schicksal seiner Eltern teilten. Als Erwachsener wird er unter falschem Namen Soldat in Napoleons Diensten.

Er gerät in Kriegsgefangenschaft und plant mit seinen Kameraden die Flucht aus der Festung Edinburgh. Dort verliebt er sich unsterblich, aber vorerst hoffnungslos in die schöne Flora. Der schurkische Mitgefangene Goguelat wird von ihm im Duell getötet; er hat die schöne Flora beleidigt. Ein Ehrenhandel, aber nach britischem Recht ein Mord der ihm noch viele Probleme bereiten wird.

Wenig später erhält er Besuch. Der Anwalt seines - während der Revolution nach England geflohenen und zu Reichtum gekommenen - Onkels hat ihn als potenziellen Erben dort aufgespürt. Mangels Einfluss in Schottland kann er St. Ives Flucht nur mit einer stattlichen Summe Bargelds unterstützen, sie wird ihm die Reise zu seinem Erbonkel sehr erleichtern. St. Ives flieht. Es beginnt eine abenteuerliche Reise. Zu Fuß und mit der Kutsche geht diese Reise durch das Schottland und England des frühen 19. Jahrhunderts. Zuerst alleine, auf dem Weg zu seinem Onkel, dann, bereits potenzieller Erbe eines riesigen Vermögens, in Begleitung seines Dieners, dem ebenso jungen wie treuen und unbedarften Mr. Rowley, auf dem Weg zurück nach Edinburgh. Dabei ist er stets auf der Flucht vor dem Gesetz und vor seinem Cousin, dem schurkischen Konkurrenten um das Erbe des Onkels. Bis es zum - unvermeidlichen - Happy End kommt, fliegt St. Ives mit dem Ballon von Edinburgh in Schottland nach Falmouth im Süden Englands und segelt mit einer Brigg von Falmouth bis nach Boston (USA) und zurück bis nach Frankreich.

St. Ives ist eines der letzten Werke von Robert Louis Stevenson. Aus gesundheitlichen Gründen lebte er zuletzt auf der Südseeinsel Samoa und diktierte bereits bettlägerig seiner Stieftochter. Er starb jedoch vor der Vollendung des Romans. Arthur Quiller-Couch schrieb im Auftrag von Stevensons Frau die letzten sechs der insgesamt 36 Kapitel mithilfe von Stichpunkten aus dem Nachlass Stevensons. Ein umfangreicher Anhang mit Nachwort des Übersetzers und Aufzeichnungen von Stevensons Frau Fanny zur Entstehung von "St. Ives" und sehr gute Anmerkungen runden das Buch ab. Ein romantischer Abenteuerroman den ich gerne gelesen habe.

»Zu der Handvoll wirklicher Professionals ist mit Andreas Nohl jetzt eine weitere Begabung endgültig ins Blickfeld der Öffentlichkeit getreten.« Stephan Wackwitz, taz