Wintergeschichten

Gelesenes | 20. Dezember 2020

Die 25 Erzählungen sind eine Zusammenstellung aus Čechovs frühen Humoresken und späten Erzählungen. Sie spielen im Winter und manche, wie „Der Weihnachtsbaum“, nehmen direkt Bezug auf die Weihnachtszeit. (Anton Čechov, Diogenes. Aus dem Russischen von Peter Urban. Ausgewählt von Christine Stemmermann)

Ein Tannenbaum des Schicksals, der die Gaben verteilt, Arme, Reiche, Betrüger und Betrogene, eine Schlittenfahrt, feiertägliche Erregung, Könige-Spiel, Wodka, Kaviar und Lachs, eine Ehefrau, die vor Enttäuschung zusammenbricht, weil ihr Ehemann die Unbilden des winterlichen Meeres überlebt: Tiefer Winter herrscht in diesen Geschichten, die gerade durch ihre einfache Sprache besonders fesselnd sind: »Wenn der erste Schnee fällt, am Tag der ersten Schlittenfahrt, ist es angenehm, die weiße Erde, die weißen Dächer zu sehen, es atmet sich weich und wunderbar, und dann erinnert man sich an die Jugendjahre.«

Anton Čechov hat viele Erzählungen geschrieben, in denen es noch richtig Winter war. Seine Weihnachtsgeschichten sind selten romantisch, waren schon zu seinen Lebzeiten sehr beliebt, wurden sogar in Sondernummern gedruckt. Im vorliegenden Band finden sich Anton Čechovs Weihnachts- und Winterklassiker in der Übersetzung von Peter Urban erstmals vereint. Ein Ausflug in unberührte Winterlandschaft, in klirrende Kälte.

Beim ersten Lesen war ich etwas enttäuscht. Die Romantik springt mich nicht gleich an in Čechovs Wintergeschichten. Beim Weiterlesen wird man aber von seiner Erzählkunst gefesselt.