Lakota Stories

Gelesenes | 12. November 2020

Die Autorin wollte heraus aus ihren eingefahrenen Gleisen. Da fällt ihr eines ihrer alten Indianerbücher in die Hände. Ihr wiedererwecktes Interesse am Leben der Nachfahren der nordamerikanischen Urvölker lässt sich aber in deutschen Uni-Bibliotheken nicht hinreichend befriedigen. (Sabine Claus, Wagner Verlag)

In Folge schreibt die Autorin Reservationen in den USA mit der Frage an, ob sie dort einige Zeit verbringen kann. Sie erhält schliesslich Antwort vom Chairman der Cheyenne River Sioux in South Dakota und die Chance, als Volunteer im Kinderzentrum der 700-Seelen-Ortschaft Eagle Butte zu arbeiten.

Sabine Claus beschreibt ihre Eindrücke vom traurigen Leben auf der Reservation. Sie schreibt von extremer Arbeits- und Perspektivlosigkeit, von Alkohol- und Drogensucht, von Gang-Kriminalität und Rassismus, von Armut und Abhängigkeit, von erschreckend niedriger Lebenserwartung und von lähmender Geichgültigkeit. Sie gibt aber auch Einblicke darin, wie manche Mitglieder der Reservation versuchen, gegen Widerstände von allen Seiten, die Traditionen ihrer Nation zu erhalten. Dazu gehören die Pow Wows und die Schwitzhütten, aber auch der Große Geist - Wakan Tanka - der dort ebenbürtig neben dem christlichen Ritus der US-amerikanischen Mehrheitsgesellschaft existiert.

Diese ganz persönlichen Eindrücke der Autorin - gesammelt in mehr als 18 Monaten auf der Reservation - verbinden sich mit Interviews verschiedener Stammesmitglieder. Sie erzählen ihre Biografien und berichten von ihrem Alltag, von ihren Enttäuschungen und ihren Ambitionen.

»Lakota Stories« erzählt vom wirklichen Leben. Die Existenz der Nachfahren der US-amerikanischen Urvölker auf den verbliebenen Reservationen, ist eine Existenz in der Dritten Welt. Sabine Claus beschreibt diese Welt spannend und eindringlich, mit spürbarer Liebe zu diesen Menschen. Für mich, ein wirklich tolles Buch.