Lady Nelson, ein britischer Navy-Kutter

Auf der Werft | 2. Februar 2019

Der Bau der Le Renard hat mir viel Freude bereitet. Als nächstes wollte ich eine Knarr, ein Handelsboot der nordischen Kulturen aus dem 10. bis 11. Jahrhundert bauen. Nach dem Erwerb von zwei Modellen zum Preis von einem habe ich mich dann doch für einen weiteren Kutter entschieden: Die Lady Nelson aus einem Baukasten von Amati.

Lady Nelson

Die HM Cutter Lady Nelson hat kein explizites historisches Vorbild. Sie soll vielmehr einen typischen englischen Navy-Kutter von ca. 1800 darstellen. Es existiert jedoch die Replik einer realen Lady Nelson. Bei ihr handelt es sich um den Nachbau einer bewaffneten Brigg aus dem Jahr 1799.

Der Kutter als Bootstyp entstand erst recht spät, nämlich im England des 18. Jahrhunderts. Die Kutter wurden für den küstennahen Transport, als Zubringer oder für den Schmuggel eingesetzt und waren im Vergleich zu den bis dahin eher plumpen Kähnen ein beachtlicher Fortschritt. Es dauerte nicht lange, bis auch die Marine die Vorteile der Kutter zu nutzen wusste und sie mit Geschützen bewaffnet auf Patroullie schickte. Auf diesen Fahrten konnten die Kutter eine, für ihre Größe, enorme Menge an Segelfläche in den Wind setzen. Typisch für die englischen Kutter aus dieser Periode waren der lange Bugsprit (bis zu 50% der Rumpflänge) und das bis zum Barkholz klinkerbeplankte Unterwasserschiff.

Für die historische und unter Modellbauern recht bekannte HM Cutter Sherbourne von 1763 ist eine Besatzung von 30 Mann bei ca. 85 Tons (bm) dokumentiert. Für die - ehemals französische - HM Cutter Mutine von 1778 ist hingegen eine Besatzung von 70 Mann bei ca. 215 Tons (bm) dokumentiert. Die Lady entspricht bzgl. Größe und Bewaffnung in etwa der Sherbourne.

Die Navy-Kutter waren nur leicht bewaffnet. Die erwähnte Sherbourne verfügte über sechs 3-Pfünder, die Mutine über 14 4-Pfünder auf Lafetten sowie bis zu zehn und mehr kleinkalibrige Drehbassen, die in schwenkbaren Gestellen auf der Rumpfstruktur montiert waren. Sie verschossen Kugeln von einem halben Pfund oder aber grobes Schrot aus gehacktem Blei bzw. Eisen oder aber eine Ladung Nägel.

Die Theorie

Die Lady Nelson wird im Maßstab 1:64 gebaut. Der Rumpf wird doppelt beplankt. Die erste Beplankung besteht aus Linde, die zweite aus Nussbaum. Der Rumpf unterhalb der Wasserlinie wird in Weiß lackiert, oberhalb der Wasserlinie ist er im Echtholzlook. Das stellt für mich im Vergleich zur vorher gebauten Le Renard, deren Rumpf einfach beplankt und komplett bemalt war, eine größere handwerkliche Herausforderung dar. Alle Möglichkeiten, Ungenauigkeiten unter einer Schicht aus Spachtel und Farbe zu verdecken, entfallen dadurch. Nach einigen Versuchen habe ich mich entschieden, den Rumpf komplett krawel zu beplanken und auf die typische Klinkerbeplankung der Kutter zu verzichten. Ich möchte es mit den handwerklichen Herausforderungen nicht übertreiben. Ich werde das Modell auch ohne Segel bauen. Für eine Vitrine fehlt der Platz und Segel würden allzu sehr verstauben. Die mitgelieferten Nachbildungen der 3-Pfünder Geschütze sind nicht brauchbar. Sie werden gegen bessere Nachbildungen ausgetauscht. Das Deck wird wie bei der Renard aus Ahornleisten entstehen. Allerdings wird es komplett außerhalb des Modells gebaut um dann "am Stück" in die Lady eingebaut zu werden.

Der Maßstab

Der Maßstab 1:64 ist nicht sehr verbreitet. Üblich sind in nicht englischsprachlichen Ländern die Maßstäbe 1:25, 1:50, 1:75, 1:100, usw. In den englischsprachigen Ländern werden Maßstäbe wie z.B. 1:48, 1:72, 1:96, usw. bevorzugt. Der gewählte Maßstab 1:64 ist für mich ein guter Kompromiss aus möglicher Detailfülle und sich ergebender Größe mit dem Modelle vom kleinen Zollkutter bis hin zum großen Zweidecker gebaut werden können.

Der Baukasten

Der Baukasten aus dem die Lady entsteht ist von Amati. Die Materialien sind, im Gegensatz zur Renard, von hoher Qualität und die Pläne sind vollständig. Es werden x-seitige Bauanleitungen in Englisch, Italienisch und Deutsch sowie x Planblätter in A2 mitgeliefert.