Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen

Gelesenes | 12. April 2010

Das Buch des US-amerikanischen Geographen Jared M. Diamond handelt von den Gründen für den Zusammenbruch mehrerer untersuchter historischer Gesellschaften, ihren Gemeinsamkeiten und den Lehren, die die heutige Gesellschaft daraus ziehen könnte. (Jared M. Diamond, Fischer Taschenbuch Verlag)

Diamond beschreibt den Zusammenbruch vergangener Kulturen: Den Anasazi in Nordamerika, den polynesischen Kulturen auf den Osterinseln, auf Pitcairn und Henderson Island (ebenfalls Pitcairn-Inseln), den Mayas und den Wikingern auf Grönland. Er macht für den Untergang dieser Kulturen fünf Faktoren verantwortlich: Durch diese Kulturen verursachte Umweltschäden, globale Klimaschwankungen, feindliche Nachbarn, den Wegfall von wichtigen Handelspartnern sowie eine nicht adäquate Reaktion dieser Kulturen auf Veränderungen.

Am beispielhaften Scheitern der Anasazi-Kulturen im Südwesten der USA "waren zahlreiche Faktoren am Werk, aber alle lassen sich auf das Grundproblem zurückführen, dass die Umwelt im Südwesten der USA empfindlich ist und sich nicht für die Landwirtschaft eignet", argumentiert Diamond. Die vermeintlich so weisen Ureinwohner ignorierten die Warnrufe der Natur, rodeten Kiefern und Wacholder und pflanzten Mais, Kürbis, Bohnen und Baumwolle in einer Umgebung, die dafür nicht geeignet war. Um das staubige Land zu bewässern, legten sie ein gigantisches Kanalsystem an. Herzstück war ein fast 209 Kilometer langer Hauptkanal - 24 Meter breit und fünf Meter tief. Von dieser Hauptschlagader zweigten unzählige Nebenkanäle ab. Doch Unwetter wuschen die Gräben so tief aus, dass Landwirtschaft unmöglich wurde. Das Wasser erreichte die Wurzeln der Pflanzen nicht mehr, die Anasazi mussten Siedlungen aufgeben.

Dem gegenüber zeigt aber auch Beispiele für Kulturen auf, die ihr Überleben durch kluge Reaktion auf Veränderungen gesichert haben. Hier nennt er z.B. die Aufforstung der Wälder im kaiserlichen Japan der Edo-Zeit.

Nach dieser Bestandsaufnahme untergegangener Kulturen betrachtet Diamond heutige Gesellschaften wie Ruanda oder Australien sowie deren Gefährdungslage. Auf Basis dieser Betrachtungen versucht Diamond eine Lehre für heute zu finden. Dabei kommt er letztendlich zu einer verheerenden Gesamtdiagnose, sieht aber (im Jahr 2005) Zeichen der Hoffnung, da trotz der großen Gefährdungen eine Änderung der Gesamtbedingungen noch möglich sei.

»Es ist ein mächtiges, breitgefächertes Buch - und es ist fesselnd.« (Der Spiegel)