Ein Haus für Mr. Biswas

Gelesenes | 11. März 2010

Mr. Biswas ist ein echter Pechvogel. Er wird, wie seine Familie mit Schrecken vernimmt, mit sechs Fingern geboren. Der Pandit prophezeit ihm daraufhin ein Leben als Unheilsbringer, und tatsächlich finden sich im Verlauf seines Lebens unglückselige Zwischenfälle aufgereiht wie bunte Perlen an einer langen Schnur. (V.S. Naipaul, Verlag List)

Mr. Biswas wird als Sohn indischer Einwanderer in Trinidad geboren. Er ist meist knapp bei Kasse. Mal hilft er einem Prediger, mal verdingt er sich als Schildermaler, mal beaufsichtigt Feldarbeiter, mal schreibt er als Journalist Schmierenartikel oder führt einen Kramladen. Er sehnt sich nach Bildung und Ruhe und heiratet dennoch in eine Großfamilie ein und zeugt eine ganze Kinderschar. Inmitten der ganzen lärmenden, vielköpfigen Sippe seiner Frau, mit der er unter einem Dach wohnt und mit der er sich bis zu seinem Tod nicht verstehen wird, fühlt er sich einsam und verloren.

Sein größter Wunsch ist ein eigenes Haus. Sein erstes Haus vergammelt jedoch noch vor der Fertigstellung, dann brennt es auch noch ab. Mr. Biswas bleibt ein armer Tropf. Denn auch wenn er es das ein oder andere Mal schafft von der verhassten Familie seiner Frau wegzukommen - durch den gescheiterten Versuch ein eigenes Haus zu bauen oder auch durch die Übernahme eines Ladens mit Wohnung - führen ihn diverse Schicksalsschläge doch immer wieder zurück zu der so verhassten Verwandtschaft. Er schafft es nie unabhängig zu sein. Hier geht es aber nicht um einen vom Schicksal gebeutelten Mann. Mr. Biswas ist oft genug selbst schuld an seiner Misere und teilt, z.B. auch gern von seiner Seite mal gegen die Familie aus.