Winterarbeiten

MGB | 28. Februar 2020

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Ohne Windschutzscheibe
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Ohne Windschutzscheibe
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Der Bereich Spiegelstange vor der Restaurierung
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Der Bereich Spiegelstange nach der Restaurierung
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Nochmal: Vorher!
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Nochmal: Nachher!
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Wieder komplett

Der Winter ist die Zeit, dem Oldtimer intensive Pflege angedeihen zu lassen. In diesem Winter stand viel auf dem Programm. Der arbeitsintensivste Punkt davon war die Erneuerung der Windschutzscheibe.

Die Aufgabe

Die Originalscheibe wurde wohl mit dem Auto ausgeliefert, ist also 50 Jahre alt. Von einem gröberen Kratzer, verursacht durch einen der Scheibenwischer, abgesehen, ist sie auf den ersten Blick in gutem Zustand. Bei Gegenlicht ändert sich dieser Eindruck nachhaltig: Man fährt plötzlich nahezu blind. Offensichtlich hat der Zahn der Zeit doch mehr Spuren hinterlassen. Da also die Frontscheibe inkl. Rahmen ausgebaut werden muss, bietet sich die Renovierung des ganzen Bereichs an. Dazu gehören z. B. die arg angerosteten Blenden der Defrosterdüsen.

Die neue Scheibe, die Dichtungen und die erforderlichen Kleinteile kosten zusammen keine 300 Euro. Die Scheibe kommt mit einem sarggroßen Paket. Sie ist mit 5 mm Stärke ca. 2 mm dünner, als die alte Scheibe.

Der Ausbau

Die Arbeiten starten mit dem Ausbau des Frontscheibenrahmens inklusive der Scheibe. Der Rahmen ist mit je zwei Schrauben links und rechts an der Karosserie im Bereich der A-Säule fixiert. Außerdem wird er noch von der Spiegelstange auf die Karosserie gezogen, Die Spiegelstange selbst ist mit zwei Schrauben am Armaturenbrett befestigt. Nach dem Entfernen der Verkleidungen im Fußraum ist das Entfernen der Schrauben an der A-Säule zwar eine unangenehme Arbeit, aber machbar. Auf der Fahrerseite muss ein Schalter aus dem Armaturenbrett entfernt werden. Für den späteren Wiedereinbau ahne ich jedoch Übles. Nach dem Lösen aller Schrauben kann der Scheibenrahmen leicht nach vorne gekippt und von der Karosserie abgehoben werden.

Scheibenwechsel

Zum Wechseln der Scheibe wird der Scheibenrahmen zerlegt. Er besteht aus vier Teilen (links, rechts, oben, unten ...) und wird mit zehn Schrauben zusammengehalten. Alle Teile werden gesäubert und die Spuren von 50 Jahren Betrieb so gut wie möglich entfernt. Ein besonderes Kapitel sind die neuen Dichtungen zwischen Scheibenrahmen und Karosserie sowie zwischen Windlaufsäulen und Türen. Die Dichtung zur Karosserie wird mit viel Kraft und mit viel Spülmittel in das Rahmenprofil hineingedrückt. Wobei der Widerstand mit jedem Zentimeter, den man geschafft hat, anwächst. Letztendlich habe ich hierfür zwei Tage gebraucht. Eine eher intellektuelle Herausforderung sind die Dichtungen zwischen den Windlaufsäulen und den Fenstern. Sie werden auf eine Profilschiene geschoben und mit einer zusätzlichen Metallschiene gesichert, die mit zwei Schrauben an der Windlaufsäule befestigt wird. Dafür müsste man aber Löcher in die Dichtungen bohren. Was kontraproduktiv wäre. Also verzichte ich auf diese Sicherungsschienen. Die Dichtungen sitzen auch ohne sie fest genug in den Profilschienen.

Der Zusammenbau

Der Zusammenbau des Rahmens zog sich über eine Woche hin. Wichtig ist es, Scheibenmitte und Rahmenmitte möglichst genau anzuzeichnen. Legt man die Scheibe nicht möglichst exakt mittig in den Rahmen, so wird man die Windlaufsäule auf einer Seite des Rahmens problemlos montieren können, aber an der anderen Seite scheitern. Die Scheibendichtung wird mit Schmierseife schön glitschig gemacht. Ihre Nahtstelle habe ich oben, mittig gelegt. Die Dichtung scheint zu lang zu sein. Man ist versucht, sie aufzutrennen und zu kürzen. Sie lässt sich aber, genügend Schmierseife vorausgesetzt, beim Zusammenbau ausreichend stauchen. Zuerst habe ich die Scheibe in das untere Rahmenteil gelegt. Dann wird das obere Rahmenteil aufgesteckt. Alles ist sehr glitschig (muss so sein!), deshalb wird es mit Spannbändern und der Spiegelstange lose zusammengehalten. Hierbei wird auch die überlange Scheibendichtung soweit möglich in Richtung Scheibenmitte gestaucht. Danach werden die beiden Windlaufsäulen aufgesteckt und das Ganze mit Spannbändern zusammengedrückt und verschraubt. (Liest sich leichter als getan!) Manchmal befürchtet man, zuviel Gewalt aufzuwenden, aber die Scheibe ist erstaunlich stabil.

Der Einbau

Vor dem Einbau des Scheibenrahmens wurde der Bereich zwischen Frontscheibe und Armaturenbrett renoviert. Das bedeutet, Austausch der dort verklebten Strukturfolie, Einbau des werksseitig vergessenen Haltebolzens für die Persenning und Austausch der angerosteten Blenden für die Defrosterdüsen. Blech und Lack unter der Strukturfolie sind ... puhhh! ... in einwandfreiem Zustand. Notiz am Rande: Für das Festschrauben einer der Muttern für diese Blenden musste die Benzinuhr und eine Kontrollleuchte (Blinker) ausgebaut werden. Das Festschrauben einer anderen Mutter hat mehr als eine Stunde Zeit in Anspruch genommen.

Die Dichtung zwischen Scheibenrahmen und Karosserie ist im Prinzip ein O-Profil mit einer Dichtlippe, die auf dem Windleitblech vor dem Scheibenrahmen zum Liegen kommen wird. Die Dichtung ist neu und es ist Winter. Das ist erwähnenswert, weil neue Gummidichtungen in Form gebracht werden müssen und die kühlen Temperaturen die Gummidichtung steif machen. Was den Einbau - erheblich! - erschwert. Das Verschrauben des Rahmens an der Karosserie ist also - wie im Voraus geahnt - eine einzige Quälerei. Letztlich hilft der Einsatz von zwei Schraubzwingen, um ihn in die erforderliche Position zu bringen. Die erwähnte Dichtlippe neigt dazu, sich in die falsche Richtung - nach hinten, unter das O-Profil - zu drehen. Sie wird mit einem starken Nylonseil - das ich vorher auf das Armaturenbrett gelegt hatte - in die richtige Richtung - nach vorne, vor das O-Profil - gezogen. Bei all dem ist auf die richtige Position und die Neigung des Scheibenrahmens zu achten. Er muss ja hinterher wieder stimmig mit den Türen abschließen. Zu guter Letzt wurde die 57a-Ersatzplakete aufgeklebt. Das Original wanderte mit der alten Scheibe in die Resteverwertung.

Ansonsten?

Der Innenspiegel war halb blind, die Kunststoffeinfassung zerbröselt, er wurde ersetzt. Das Verdeck war innen schon etwas scheckig, es wurde mit Seidenmalfarbe aufgefrischt. Das Verdeck dichtet nach hinten notdürftig mit einem sog. Furflex Seal ab (einer pelzigen Stoffhülle in der ein Gummischlauch liegt). Die Stoffhülle löst sich langsam auf. Sie wurde genäht. Einige stark belastete Nähte des Verdecks hatten sich aufgetrennt, sie wurden genäht. Eine Fensterkurbel war abgebrochen, sie wurde ersetzt. Die Beleuchtung der Tankuhr war defekt, sie wurde repariert. Im Kofferraum gab es einmal zwei Spanngurte, um dort Zubehör zu fixieren. Sie sind vor langer Zeit zerbröselt und wurden jetzt ersetzt. Unter den Lufteinlass im Windleitblech wurde ein Staubgitter aus rostfreiem Stahlnetz eingebaut. Die Motorhaube wird mittels einer Stange offen gehalten. Das Scharnier, mit dem die Stange beweglich an der Haube befestigt ist, ist nach 50 Jahren hinfällig und wurde durch einen stabilen Nachbau ersetzt.


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